Herbstklausur und Weintaufe in Herrnbaumgarten

erstellt am 19.11.2024
Volksliedwerk

Im Lauf des letzten Jahres konnte das Salzburger Volksliedwerk erfreulicher Weise seinen Vorstand um bekannte Persönlichkeiten der Salzburger Volksmusikszene erweitern (Katharina Pföß, Rupert Pföß, Simon Wimmer). Um sich näher kennenzulernen, als Team zusammenzuwachsen, neue Projektideen auszuloten und entsprechend die Weichen für die Zukunft zu stellen, begaben sich Vorstand und Mitarbeiter*innen von 14. bis 17. November 2024 auf Klausur nach Herrnbaumgarten im Weinviertel.

 

Begleitet wurden die Arbeitssitzungen von einem spannenden (volks-)kulturellen Rahmenprogramm, das Norbert Hauer, Volkskultur-Urgestein aus Niederösterreich, extra für uns ausgearbeitet hatte. Der Bogen spannte sich dabei vom Besuch des berühmten Nonseums bis hin zum Ratschenbauer Ernst Ribisch.

 

Den abendlichen Höhepunkt bildete die Einladung zu einer Weintaufe im „Labyrinthkeller“ von Weinhauer Friedl Umschaid. Der „Lader“ Norbert Hauer schrieb uns zur Weintaufe:

„Martini galt seit jeher als Ende des Wirtschaftsjahres. Diesen letzten Abgabetag der Steuern an die Grundherrn, das feierte man herzhaft, mit Essen und Trinken und mit Heische-Umzügen; ein Festtag, Beginn des kleinen Faschings vor der Weihnachtsfastenzeit. St. Martin als Patron der Ausrufer, Bettler, Hirten, Hufschmiede, Schneider, Weber und vor allem der Winzer machte den bis dahin getrunkenen Wein zum ‚Alten‘, den neuen – noch stürmischen – zum ‚Heurigen‘. Beim Martiniloben wurde und wird der neue Wein gesegnet, er bekommt bei dieser ‚Weintaufe‘ einen Namen vom Paten oder vom Priester. Und diese Namensgebung wird nach wie vor in den Weinregionen besungen. Bei der Weintaufe dabei sein zu dürfen gilt als große Auszeichnung.“

Das Salzburger Volksliedwerk bedankte sich auf seine Weise für die große Ehre und sorgte für die musikalische und ‚singerische‘ Umrahmung der Feierlichkeit.

Unter den Weinpat*innen war unter anderem die Volksmusikvermittlerin und Expertin für immaterielles Kulturerbe Prof. Mag. Maria Walcher, vormals Generalsekretärin des Österreichischen Volksliedwerkes. Sie sprang für Volksliedwerkspräsident Prof. Dr. Clemens Hellsberg ein, der leider kurzfristig verhindert war.

 

Auch der Vizepräsident des Österreichischen Volksliedwerkes und zugleich Archivleiter des Salzburger Volksliedwerkes, Dr. Wolfgang Dreier-Andres hatte die Ehre, die Patenschaft eines Weines übernehmen und das erste „Prost“ mit dem neuen Tropfen aussprechen zu dürfen. Er widmete seinen Lobspruch dem Andenken an den großen österreichischen Schriftsteller Bodo Hell.

Mit Bodo Hell, der seit 11. August 2024 im Dachsteingebiet vermisst wird, verbanden viele der Anwesenden und besonders auch das Salzburger Volksliedwerk bedeutende Erinnerungen. Bei unserem großen Symposion „Schichten – Strömungen – Spannungsfelder“ im Herbst 2016 auf der Burg Hohenwerfen war es Bodo Hell, der – geladen als „Stiller Wahrnehmer“ – die Ereignisse und Erkenntnisse der Veranstaltung für uns aufgeschrieben und auf seine unnachahmliche und geniale Art präsentiert hat. Auch 2016 auf Hohenwerfen hat es eine Weintaufe gegeben: So schließt sich der Kreis unserer Erfahrungen von und mit Bodo Hell, für die wir sehr dankbar sind. In seinem Andenken und in der Hoffnung darauf, dass möglichst alle zur Arbeit oder Erholung in den Bergen weilenden Menschen wieder gesund nach Hause kommen und also Glück haben mögen, taufte Wolfgang Dreier-Andres den Wein auf den Namen „Felix“.

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