Volkskultur als offener Raum bekommt im 2017 eröffneten „Haus der Volkskulturen“ eine ganz neue Bedeutung. „Man wird gesehen und man will gesehen werden“, so Architekt Max Rieder. Zudem stellt die Architektur des Hauses die Verschiedenartigkeit sozialer Milieus nicht nur dar, sondern vereint sie unter einem Dach.
Architekt Max Rieder über das Haus
Volkskultur wird als offener Raum in vielfachem Sinn verstanden. Nicht bloßes alltägliches Bauen, sondern das reflektierte im örtlichen Zusammenhang stehende Gestalten der Realitäten und Mythen des Alltages wird zur Architektur – Baukultur – als eine existentiell notwendige kulturell-räumliche Ausdrucksweise unserer Gesellschaft.
Kommunikativ, schwellenlos, aneignungsfähig – der Mehrwert dieser Architektur liegt darin, sich mit der Mannigfaltigkeit des volkskulturellen Lebens auseinanderzusetzen.
Das Leben bietet mitunter Überraschungen. Das Haus der Volkskulturen wird mit einer spröden, aber herzlichen Offenheit im Inneren und einer ungewöhnlichen Geometrie im Äußeren durch die verschiedenen erfahrbaren Milieus Schritt für Schritt überraschen.
Die absichtliche Uneindeutigkeit des äußeren Umrisses soll mannigfaltige Lesarten von Volkskultur anregen. So werden manche eine Orangerie, ein Gewächshaus, eine Felswand, einen erratischen Findling, einen Heuschober, einen Feldstadel oder einen Hofportikus erahnen. Wechselbezüglich zusammengefügt wird es zu einem komplexen Gemenge – einem KulturKonglomerat. So wie im Laufe von Zu-, An- und Umbauten meist zufällig, früher manchmal außergewöhnliche bauliche Ensembles einer sogenannten anonymen Architektur entstanden, soll hier durch die Durchwirkung vieler Überlegungen und Anforderungen ein gesellschaftlicher Mehrwert durch Architektur geschaffen werden.
Vor dem Haus der Volkskulturen befindet sich eine Bank der Salzburger Künstlerin Ulrike Lienbacher. Sie steht symbolisch für einen Ort der Zusammenkunft, für Gemeinschaft, Gastlichkeit, Muße, Austausch und Kommunikation. Es handelt sich um ein Projekt des Fonds zur Förderung von Kunst am Bau und Kunst im öffentlichen Raum, Land Salzburg.
Die Bank ist in alter Tischlertradition aus vielen verschiedenen Holzarten gefertigt. Die traditionellen Holzverbindungen sind deutlich sichtbar ausgeführt, wirken in ihrer Form wie Ornamente, sind aber technisch funktional. Sie verzahnen die vielen unterschiedlichen Einzelteile und bilden aus der Vielfalt ein Ganzes.
Die Wand hinter der Bank bildet den weißen Hintergrund für die Neonschrift, die wie ein Inhaltsverzeichnis stichwortartig das Innenleben des Hauses nach außen trägt. So wie das Bankobjekt die alte Form der Hausbank zitiert, spannt die Neonschrift den Bogen in die Moderne.